Hausratversicherung – wie berechnet sich die passende Versicherungssumme?

Die Hausratversicherung gehört zu den häufigsten Versicherungen in Deutschland. Fast dreiviertel aller Haushalte haben einen entsprechenden Hausratvertrag und schützen Ihren Besitz – Einrichtungsgegenstände, Möbel, Kleidung, Haushaltsgeräte, Elektronikartikel, Bücher, Sammlungen, Wertsachen etc. – gegen diverse Gefahren wie Feuer, Rohrbrüche, Überspannung, Einbrüche oder Vandalismus. Darüber hinaus lassen sich auch Fahrräder, Unwetter oder Glasbrüche von Scheiben oder Ceranfeldern absichern und noch weitere Ergänzungen.

Entscheidend für den Versicherungsschutz und die Höhe der Erstattung im Falle eines Schadens, ist dabei die die Höhe der Versicherungssumme Ihres Hausrats – auch Deckungssumme genannt.

Diese Deckungssumme entspricht der maximalen Erstattung die man erhalten kann, wenn ein versicherter Totalschaden eintritt und sollte deshalb für einen ausreichenden Schutz den Wert Ihres gesamten Hausrats nicht unterschreiten.

In der Realität passt die Absicherung häufig nicht und die Versicherungssummen sind nicht richtig gewählt. Daher wollen wir mal darstellen wie hoch die Versicherungssumme für die Hausratversicherung sein sollte.

Wie ermittelt man nun seine persönliche Versicherungssumme?

Je nach Einrichtung, Wohnfläche und Lebensstil kommen mehr Werte zusammen, als man spontan denkt, besonders weil die Hausratversicherung, Sachen nach gleicher Art und Güte in neuwertigem Zustand versichert (daher Neuwertversicherung genannt), der Zustand, die Abnutzung oder das Alter der Dinge haben keine Bedeutung für den Wert.

Grundsätzlich gibt es zwei reguläre Methoden zur Berechnung der passenden Versicherungssumme und zwei Sonderformen, dies sind:

  • Ermittlung nach Wertermittlung
  • Pauschalmethode nach Wohnfläche mit Unterversicherungsverzicht
  • Sonderform Pauschalmethode mit generellem Unterversicherungsverzicht
  • Sonderform pauschale Versicherungssumme für hochwertigen Hausrat

Um die einzelnen Methoden besser zu verstehen, sollten wir noch kurz den Begriff der Unterversicherung klären.

Unterversicherung oder Unterversicherungsverzicht – was soll das sein?

Die richtige Ermittlung der Versicherungssumme ist deswegen wichtig, weil die Versicherer in der Hausratversicherung eine Unterversicherung kennen. Sollte sich bei einem Schaden herausstellen, dass die Versicherungssumme zu niedrig ist und er Wert des Hausrat höher sein, dann wird die Entschädigung des Versicherers gekürzt. Eine Unterversicherung liegt also vor, wenn die Versicherungssumme zum Zeitpunkt eines Schadens niedriger ist als der Wert Ihres Hausrat.

Als Beispiel, wenn Sie z.B. einen Hausrat im Wert von 50.000€ haben, in Ihrem Vertrag aber nur 35.000€ versichert sind, dann deckt Ihre Versicherungssumme auch nur 70% des Wertes Ihres Hausrats ab und das nicht nur bei einem Totalschaden, sondern im gleichen Verhältnis auch für geringere Schäden.

Wenn Ihre Möbel im Wert von 5000€ durch einen Hausratschaden beschädigt werden, zahlt Ihnen die Versicherung in diesem Beispiel nur 3500€ aus, eben nur 70% des Schadens.

Aus diesem Grund sollte die Versicherungssumme korrekt ermittelt werden oder der Vertrag einen Unterversicherungsverzicht vorsehen, bei welchem -–wie der Name sagt – der Versicherer auf die Anwendung der Unterversicherung verzichtet.

Versicherungssumme der Hausratversicherung berechnen

Ermittlung nach Wertermittlung

Bei dieser Variante rechnet man genau mit einem Wertermittlungsbogen aus, was sämtlicher Hausrat wert ist und erfasst jedes Teil als Position auf einer Liste. Vereinfacht verwendet man als Bild immer sich vorzustellen die Wohnung oder das Haus auf den Kopf zu drehen, kräftig zu schütteln und alles was fällt zu erfassen. Dazu gehören Möbel, Elektrogeräte, Kleidung, Geschirr, Wertsachen, Bücher, Deko, Bilder und vieles mehr.

Vorteil:

  • präzise Berechnung der persönlichen Versicherungssumme und ganz sicher keine Überversicherung
  • individuelle Auflistung des Hausrat und damit guter eigener Überblick für sich selbst sowie im Schadensfall

Nachteil:

  • Methode ist sehr aufwendig und zeitintensiv
  • Neuanschaffungen sind nicht automatisch berücksichtigt
  • wenn Sie einen zu geringen Wert berechnen, liegt eine Unterversicherung vor

Pauschalmethode nach Wohnfläche mit Unterversicherungsverzicht

Bei diesem Vorgehen ermittelt man mit einem Durchschnittswert und seiner Wohnfläche die Versicherungssumme. Bei vielen Versicherern liegt der anzusetzende Wert bei 650 EUR pro Quadratmeter Wohnfläche. Bei einer 80qm Wohnung sollte die Versicherungssumme also 52.000 Euro betragen. Nimmt man den vom Versicherer vorgegeben Durchschnittswert, verzichtet die Versicherung auf die Prüfung und Anrechnung einer eventuell bestehenden Unterversicherung. Es erfolgt dann keine Kürzung und der Versicherer verzichtet auf den Nachweis der korrekten Wertermittlung des Hausrat.

Vorteil:

  • einfache und schnelle Ermittlung der Versicherungssumme
  • kein Abzug wegen Unterversicherung dank Unterversicherungsverzicht
  • in der Regel mit 10% Vorsorgeklausel, sodass neue Anschaffungen mitversichert sind

Nachteil:

  • Wohnungen mit minimalistischer Ausstattung sind eher überversichert und man zahlt einen zu hohen Beitrag
  • Wohnungen mit hochwertiger Ausstattung sind eher unterversichert und im Schadensfall erfolgt zwar keine Kürzung durch Unterversicherung, aber ggf. dennoch eine zu geringe Entschädigung, wenn der Schaden die Versicherungssumme (inkl. Vorsorgeanteil) übersteigt

Sonderform Pauschalmethode mit generellem Unterversicherungsverzicht

Am Markt gibt es auch vereinzelt Sonderkonzepte von Versicherern die generell einen Unterversicherungsverzicht beinhalten ohne eine notwendige Berechnung der Versicherungssumme auf Basis der Wohnfläche. Sie legen also den Wert Ihres Hausrat fest als Versicherungssumme und dieser gilt als Obergrenze versichert bis zu welcher keine Kürzungen vorgenommen werden.

Die Vor- und Nachteile dieser Methode entsprechen der Pauschalmethode, nur das diese Methode noch viel einfacher in der Umsetzung ist und es eher seltener zu einer Überversicherung kommt, dafür aber wegen zu geringer Wertannahmen öfter zu zu niedrigen Versicherungssummen.

Sonderform pauschale Versicherungssumme für hochwertigen Hausrat

Vereinzelt bieten Versicherer auch generell gültige pauschale Versicherungssummen an, normalerweise im Bereich von besonders hohen Versicherungssummen. Hier gilt dann einfach der vom Versicherer vorgegebene Wert als Obergrenze der Versicherungssumme, unabhängig von Wohnfläche oder realen Wert oder Absicherungswünschen des Kunden. In der Regel liegen diese Versicherungssummen bei 500.000 Euro oder höher.

Versicherungssumme für besondere Risiken – Eingeschränkte Entschädigungsgrenzen

Nicht alle Gegenstände zählen für die Versicherer unter den normalen Hausrat, sodass hier nicht die reguläre Versicherungssumme greift, sondern spezielle Entschädigungsgrenzen gelten und man diese für sich beachten muss oder individuelle Absprachen mit dem Versicherer seiner Hausratversicherung treffen muss.

Darunter fallen z.B.:

  • Wertsachen wie Schmuck, Kunstwerke, Pelze, Antiquitäten, Bargeld, Edelmetalle oder Sammlungen wie z.B. Briefmarken, Trading-Cards oder anderes
  • Gegenstände auf Reisen oder unterwegs im Rahmen der sogenannten Außenversicherung
  • Fahrräder

Fazit – ausreichende Versicherungssumme Bedarf etwas Aufmerksamkeit

Jetzt sollten Sie Ihre passende Versicherungssumme ermitteln können und wissen wie Sie eine Unterversicherung vermeiden sowie wenn nötig eventuelle Extras zur Basisabsicherung absichern.

Übrigens, bis auf den etwas höheren Beitrag, haben Sie keinen Nachteil bei der Hausratversicherung, wenn Sie eine etwas höhere Versicherungssumme vereinbaren und so vielleicht durch eine Puffer auf Nummer sicher gehen passend abgesichert zu sein.

Fassen wir zusammen, wenn Sie Ihr Hab und Gut vernünftig gegen versicherte Schäden absichern wollen, sollten Sie:

  • eine passende Versicherungssumme ermitteln
  • das Thema Unterversicherung beachten
  • besondere Risiken wie Wertsachen berücksichtigen
  • abgesicherte Kosten (wie z.B. Kosten für Hotelübernachtungen und Aufräumarbeiten) bedenken
  • individuell gewünschte Zusatzpakete (Fahrräder, Glasbruch, Elementarschäden) hinzuwählen


Service-Tipp

Fotografieren oder besser Filmen Sie einfach mit dem Smartphone Ihren gesamten Hausrat, auch in Schränken, Schubladen, Kisten oder Sammelalben und speichern die Bilder am besten in einer Cloud. Behalten Sie ebenfalls alle Rechnungen sämtlicher angeschaffter Sachen und speichern auch diese als digitalen Beleg in Cloud, sodass Sie im Ernstfall (Wohnung steht unter Wasser oder ist ausgebrannt) Zugriff darauf haben und der Versicherung diese vorlegen können. Damit gewährleisten Sie eine unkomplizierte Schadenbearbeitung und haben weniger Probleme der Versicherung nachzuweisen, welcher Hausrat wirklich zerstört/entwendet/beschädigt worden ist und dass es diesen auch wirklich gab. Dies kann man übrigens ganz gemütlich und entspannt bei einem Kaltgetränk am Wochenende machen :-) .

Gerne helfen auch wir als Versicherungsmakler an Ihrer Seite Ihnen bei der richtigen Auswahl Ihrer Hausratversicherung mit korrekter Versicherungssumme sowie passenden Zusatzklauseln und kümmern uns im Schadensfall als ihr persönlicher Schadensmanager um die zeitnahe Abwicklung.